Минимизировать

 

ПЕРЕВОДЫ НА НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК
 
Wjatscheslaw Iwanow
 
      DER MENSCH
 
Erster Zyklus: Ich bin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Α’
Wenn sich die Himmelslüfte sanft bewegen,
Die schaumgeborne Göttin anzufächeln,
Indes die See sich vor der Wandelnden
Zu fabelhaftem Silberspiegel glättet, —
Da kommt es plötzlich, das die Flut ergrimmt,
Ein Windstoß Segel raubt, der wüste Abgrund,
Tief aufgewühlt, mit Finsternis verleumdet
Des reinen Aethers wolkenloses Blau.
 
So ist es auch der Seele nicht beschieden,
Den heiligen Frieden zwischen ihren Reichen
Zu stiften und zu ruhn, solang auf Erden
Ihr Bann währt und der Staub nicht kehrt zum Staub.
Aber auch dann, — ja, dann vielleicht noch wilder,
Noch ungestümer tobend, losgebunden, —
Wird alles, was die finstre Tiefe barg,
Mit Wogenschwall den Rettungskahn bestürmen.
 
Denn lichte Schar und Höllenbrut und aller
Vier Elemente trotzigen Widerstreit, —
Gleich der vierleibigen, tiergestaltigen Sphinx, —
Hegt in sich und bezwingt das Ungeheuer,
Das heuchelnd seine Larve «Mensch» genannt.
 
Β’
Du, Gottesbild und Götterbildner, bist mir,
О Mensch, in meines Nächsten Schmach und Elend
Hienieden und in den Gestirnen heilig,
Die droben dich in Ewigkeiten künden.
 
Erkennst du dich? In winterlichen Banden
Ruht unbefleckt die Erde, bis der Frühling
Mit Aufruhr kommt und weise Gräber schändet:
In trübe Fluten schmilzt die reine Zierde.
 
Zerschmelzen soll des Geistes Feuerzunge
Die Bilder alle, alle Heiligenschreine,
Damit aus Dunst und Qualm das sonnenhafte,
Das unerschaffne Antlitz sich enthülle.
 
Γ’
Warum löscht, mit deinem Blick sich messend,
Nicht des Auges starre Glut der Tiger?
Weil du, stolzer Zärtling, nicht mehr teilnimmst
An den wilden Spielen des Genossen.
 
Zauberer, du hast mit deinem Denken
Der Natur unschuldige Wut gezähmet,
Hast der Jugendlichen in die Adern
Altersgift und Fäulnis eingegossen.
 
Weltallsdieb, du hast in deines Herzens
Erebos geraubt die Sonnenstarke,
Du des Himmels Klarheit in die Kühle
Deiner sinnvoll-kühnen blauen Augen.
 
Gottes Galle hast du ihm gestohlen,
Diesem gelben Wüterich, zu nähren
Deiner Schlange Leber, die dir hütet
Mit gescheiter Lüge deine Schätze.
 
Darum rächt der königliche Waldgreis
Den Verrat, den du an ihm begangen;
Denn du hast mit deinen bösen Künsten
Gott im Tier und in dir selbst getötet.
 
Δ’
Wie die schwarz und gelbe Schlange, schleicht er, Flamme dunklen Todes:
Glühend Gold auf Grat und Rippen hat die Finsternis gebräunt.
Weich’ ihm, blasser Gottesmörder! Flieh den buntgestreiften Jogi:
Brahma hört sein «Aum», so oft er betend in der Wildnis brüllt.
Weis er doch die Kraft des ersten von den drei allmächtigen Lauten,
Deren Sinn die Menschen deuten: «ehmals», «heut» und «künftighin»;
Weis das «A» der heiligen Mantra — uranfänglich Niedersteigen —
Und gedenkt der Vorzeit Gottes, Rächer der Vergangenheit.
 
Ε’
Ich, der ich deines Bluts und Wesens bin,
Hab’ dein Geheimnis, Mensch, in mir ergründet
Und deine Schuld, die unvordenkliche,
An der du ewig krankst, an mir erprüft:
Der erste warst du der erschaff’nen Geister,
Der nicht an Gott geglaubt, du Gottessohn!
Als erster hast du auch an dir gezweifelt;
Dieweil, wer Gott verneint, sein Selbst verliert.
 
Verlorner Sohn, dein Erbteil — das «Ich bin» —
Hat dich so reich gemacht, daß du in Fülle
Dein kindliches «Du bist» verleugnetest.
«Ich bin, — wer sonst? Ich leih’ dem dunklen Dasein
Gesetz und Form. Die Welt ist mein Gedicht...»
So wähnest du, den freien Aether tauschend
Um des inwendigen Schauens Traumgesicht
Im blind umschloss’nen Spiegelraum der Seele.
 
Der Vatermord erhob dich zum Gebieter
Der Mutter, der verwittweten Natur.
Kein andres war des Oedipus Verbrechen,
Des Aug’ erlosch, nachdem er sie erkannt,
Die eig’ne Mutter in verruchter Ehe.
Auch du hast dich des Sonnenlichts beraubt,
Um in dem Licht, so in dir ist, zu leben;
Sie zu erkennen hast du nicht vermocht.
 
*
Im festgewölbten Spiegelraum der Seele
Hat sich die ganze Schöpfung abgebildet,
Buntfarbig, lichtdurchdrungen, unermeßlich
Und nun steigt sie — aus tiefer Nacht empor?
Von lichten Höh’n herab? — Wer könnt’ es deuten? —
Die Sais-Göttin war’s, als Braut verschleiert?..
Sehnsüchtig flehtest du zu ihr: ein Seufzer
War ihre Antwort, ein vieldeutig Stammeln.
Bald sich verdichtend, bald ins Blau verdunstend,
Schwebt die Gestalt her: nach der Atmenden
Langst du, sie zu umfahn, — umfängst den Hauch, —
Indes die Falten des verzierten Schleiers
In wunderlicher Wesen Trug zerrinnen...
Dem Geist durchschaut, das die Schlafwandelnde
Eines erharrt, der sie vermag zu wecken, —
Und du bist eines Schattens Traum. Dich drängt’s,
Den Seienden aus dir hervorzurufen
Ins Sinnenhafte; und du wirst nicht inne
Des Selbstbetrugs, im Gott, den deine Sehnsucht
Nach Sein erschafft, dein Sehnen zu vergöttern.
 
*
Dein übermenschlich’ Abbild, durch das Blendwerk
Der Spiegelung bald mannigfach gebrochen;
Bald schrankenlos gesteigert, schautest du
Mit Schauer an, mit wonniger Verzückung:
Dein Gut und Blut gabst du dem Götzen preis.
Und immer märchenhafter, wunderreicher
Wallte der Schleier der Verhüllten, die
In Zauberfernen nach sich zieht verlockend
Die heißen Wünsche, wie das Reh die Jäger,
Bis dürstend in der Wüste du erwachst.
 
Ζ’
Flöten lockten nicht mehr zum rauschenden Tanz die Gespielen,
Als man des Wanderers Wort „METANOEITE“ vernahm.
Himmeltief strahlte Sein Blick ins Herz aus dem Herzen des Daseins:
Hätt’ ich die Welt nur geträumt? Bin doch als Blinder erwacht!
Hab’ ihn erblickt: es trübt sich mein Tag zur Finsternis; jählings
Wird sie zum Lichtmeer; im Licht hab’ ich den Vater erschaut.
Flüchtling der Weih’n, da die Mysten den Gott, den erblichenen, weckten,
Ward ich vom Gärtner gepflanzt unter die Lilien des Tals.
 
Antimelos
Α”
Vor Zeiten war’s, die blauen Auen schwollen
Unter den Strahlen der jenseitigen Sonne:
Es trug die Aetherflur im Schoß den Segen —
Die geistige Saat der unsichtbaren Schöpfung.
Im innern Raum der Himmelsweltenrose,
Die sich im Keimen morgenrötlich färbte,
Wie in der Wiege, schlief, wer da bestimmt war
Zu Gottes Sohn und Erben, — Luzifer.
 
Indem die Sphären, gleich dem Kelch erblühend,
Nach heiliger Ordnung sich entfalteten,
Wuchs sein Gestirn an Glanz im Glorienscheine
Des übersinnlichen Mysteriums.
Doch plötzlich brach der Strahl; dem Firmament
Entriß sich seine Zierde, nach sich ziehend
Verfinsterter Trabanten Schar; die Leuchter,
Die sieben vor dem Thron, erzitterten.
 
Es ward das Erz der Kreatur geprüft
Auf Gottgehalt. Sie gab ihr Selbst nicht hin,
Um es als Allselbst wieder zu erhalten.
Zu seinem eigenen Gefangnen wurde,
Wer eigensüchtig das „Ich bin“ ergriff.
 
Β”
Wer «Ich» von sich gesagt und «bin» geurteilt
Und beides festgefügt zu Einem NAMEN,
Bot einen Ring mit dem dreieinigen NAMEN
Als Sohnschafts-Unterpfand dem Reichsverweser,
 
Da Er der Sabbathruh’ genießen wollte.
Im Siegelzeichen las den ewigen NAMEN
Fürst Luzifer. «Nun weis ich um den NAMEN», —
Dacht’ er bei sich, — «ich bin, Er ist gewesen».
 
Hätt’ er gesagt, des Vaters Strahl erfassend:
«Eins sind wir, die wir tragen Einen NAMEN», —
Hätte der Blitz nicht, der da zuckt im NAMEN,
Das Band geschmelzt der goldnen Weltenkette.
 
Γ”
Eingeritzt in die demantne Feste
War des NAMENS kreuzgestaltig Zeichen:
«Ich» als Keil, der senkrecht fällt, versinnlicht;
«Bin» als Strich, der waagerecht ihn schneidet.
 
Schimmert nun der eine beider Ritze,
Sieh, da sinkt die and’re Furch’ in Schatten:
Tod und Leben spielen miteinander,
Von hienieden angeschaut, im Siegel.
 
Kannst auch nicht dein «Ich» mit «bin» vereinen:
Strebt dein Wille himmelan, so hemmt ihn
Mit der Erdenlast der quere Balken,
Und du hängst gekreuzigt in der Leere.
 
Selbst dem reinsten Herzen unzugänglich
Ist des «Ich bin» göttliches Umfassen:
Wer in Gott ist, wird vom Geist geführet,
Weiß nicht mehr, wo sich sein Eignes finde.
 
So bekämpften sich zwei Widersacher —
«Ich» und «Bin» — im Menschen, bis der Heiland
Jenes Kreuz, das Luzifer verschlungen,
Trug und tragen hieß als Joch der Sohnschaft.
 
Δ”
Die du, End’ und Anfang bindend, deinen Schwanz dich windend beißest,
Prüfe, was ein Sein beansprucht, Schlange, mit dem Todesstich!
Schwangst dich, Drachenflügel breitend, zeichnetest ein Kreuz im Himmel;
Hingest dann, als eherne Natter, heilend auf des Kreuzes Holz.
Du, der Ewigkeiten Botin, hieltest jenen Ring im Munde,
Den Versucher zu versuchen mit dem Strahl, der ihn versengt.
Hör’ ich deine Doppelzunge zischen: «Ich bin — ich, vergiß nicht
Deines Namens, — Hüllen wechselnd, Larven tauschend, daure fort!“
 
Ε”
War Luzifer nicht meine Larve nur? —
Ist alle Schöpfung nicht der Mensch allein,
Des Schöpfers einzig Wort, und Vielheit all’,
Von Gott geschaut, nicht meine Allheit? — Noch
Ist mir der Siegelring erinnerlich
Und jenes Brandmals Weih’ und Fluch, das mich
Als Gottes Sohn und Feind gezeichnet hat:
Zur selbst erbaut en Zwingburg ward mein Herz.
 
War ich der hehre Luzifer? Mir ist,
Als hing’ ich annoch über der weiten See,
Der perlengrauen, einzig schönen Lichts
Scheinend und sinnend: «Sternlos ist der Raum,
Der Sonne Macht gefesselt, und der Tag
Mischt sich mit Mutter Nacht in Dämmerungseh’
Darob erglänzt mein einzig Licht. Ich bin;
Bin Gott: denn Gott sein ist alleinsam sein».
 
Sag’ mir, Gedächtnis, ob nicht Luzifer
Mein Lug und Lügenbild gewesen sei?
Doch anders war’s bei Gott um mich bestellt.
Mich däucht, den Vater kenn’ ich. Selig war’s,
Im Schlummer einzuatmen, sanft erweckt,
Mit Seines nahen Mundes Hauch mein Selbst.
Nicht außen glüh’n sah ich den Siegelstein:
War selber jenes Siegels wandelnd Kreuz...
 
*
Dann überkam mich eine trübe Flut
Lethäischer Betäubung. Als ich wieder
Zu Sinnen kam, war alles um mich neu,
Ins Räumliche gebannt und undurchdringlich,
Vermummt, verstummt, — der Vater nicht mehr da,
Doch war dem Fleischgeword’nen Luzifer
Als meines Geistes Schatten beigesellt.
Hat mir mein Doppelgänger eingegeben,
Daß Gott nicht sei, es sei allein der Mensch?
Hab’ ich den weisem Zwilling drum befragt?
 
Mitschuldig waren wir Verschwor’nen, beide,
Und jeder zieh des eig’nen düstern Sinnens
Den andern heuchlerisch: «Du hast’s gesagt».
Doch konnt’ ich ihn entbehren; er sich nicht
Ohne den Erdensohn verwirklichen.
Er war’s, der mir die Sinnenlust erschloß,
Als Frauenbild dem Träumenden sich zeigend:
Als Lilith liebt’ ich ihn im Traumgesicht.
Und sieh, da lächelt dem Erwachenden
Mein Fleisch und Blut in Weibsgestalt entgegen...
 
*
Er sang, als Mannweib schimmernd: «Deine Freiheit
Und deine Ganzheit liegt in deiner Zweiheit:
Hast nun in dir den Lebensquell entdeckt.
Erwarte nicht den überirdischen Segen, —
Befruchte dich...» So ward von meinen Wegen
Des Himmels Niedersteigen fortgebannt.
Ins Erdenjoch hab’ ich mich eingespannt,
Das Feld bepflügt bis dorthin, wo von frühe
Der Ernte Herr — der Tod — bewacht die Mühe
Des Landmanns, den der Morgenstern geweckt.
 
Ζ”
Fröhlichkeit sank am Hochzeitsgelag, da die Schläuche versiegten,
Als man auf Freundes Geheiß Krüge mit Wasser gefüllt.
Schwebt’ ich als wandelndes Kreuz in Edems seligen Fluren,
Trag’ ich noch Luzifers Mal — einen fünfstrahligen Leib, —
Schmilzt doch mein inneres Kreuz des Leichentuchs wächserne Siegel:
Aus fünf Wundmalen blühn purpurne Rosen hervor.
Nun gab stärkeren Wein der Bräutigam Freunden zu kosten,
Als er ins finstere Tal stieg, heimzuholen die Braut.
 
Предварительная подготовка текста
К. Ю. Лаппо-Данилевского
 

 

 199034, Санкт-Петербург, наб. Макарова, 4.

Тел.: (812) 328-19-01.

Факс: (812) 328-11-40.

 

 

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